
Buer 1897
Historie

Bild: Die Hochstraße, auf einer Postkarte von ca. 1912. Zu sehen ist die heutige Kreuzung Blindestraße/Maximilianstraße. Im Hintergrund Gebäude Leder Droste.
Als Rechtsanwalt Julius Pöppinghaus, der Erbauer der heutigen Museumsvilla an der Horster Straße, 1897 mit Gleichgesinnten in Buer den Verein „Lawn-Tennis-Club“ gründete, war das gleichzeitig die Geburtsstunde eines Vereins, der sich ausschließlich der Geselligkeit verpflichtet sah und der Bürger gleichen Standes in einer Art Netzwerk zusammenführte. Erst Jahre später, kurz nach dem 1. Weltkrieg, gab sich die Gruppe um Julius Pöppinghaus den Namen „Gesellschaftsverein Buer 1897“.
Das Gründungsjahr ist im Grunde kein geschichtsträchtiges – es war die Zeit der Industrialisierung des Ruhrgebietes, in der auch der Urbanisierungsprozess der damaligen Bergbaukommune Buer begann. Im Amt Buer, das von Bürgermeister und Mitbegründer des Heimatvereins August de la Chevallerie umsichtig und wegweisend verwaltet wurde, schloss sich die Mittelschicht einheimischer und zugezogener Bürger in der Freiheit Buer im Verein zusammen und pflegte den geselligen und vertrauten Umgang miteinander. Nach dem Goethe‘schen Motto „Wo die Geselligkeit Unterhaltung findet, ist sie zu Hause“, vollzog sich das Clubleben in gemütlicher, familiärer Atmosphäre zumeist in zwangloser Geselligkeit im kleinen Kreis oder ab 1901 im Vereinslokal Röhling (heute Deutsches Haus) nahe des ersten Tennisplatzes von Buer-Mitte.
Nach dem 1. Weltkrieg nahm der Verein starken Aufschwung und hatte viele neue Mitglieder hinzugewonnen. Das gesellschaftliche Leben blühte wieder auf und das Tennisspiel gewann neue Freunde. Auch das heimatbezogene Geschichts- und Bildungsinteresse stand wieder mehr im Mittelpunkt familiärer Freizeitgestaltung. So wandelte sich der Buersche Tennisclub zur „Bürgergesellschaft“ mit dem Namen „Gesellschaft Verein 1897 Buer i. Westf.“ und verstand sich als gesellschaftliche Repräsentation der Stadtgemeinde. Die Bevölkerungszahl in der Freiheit bzw. im Amt Buer wuchs in dieser Zeit, verursacht durch den wachsenden Bergbau im Revier, stark an und erhielt deshalb vom letzten Deutscher Kaiser Wilhelm II. die Stadtrechte zuerkannt. Zu den damaligen Mitgliedern zählte der Oberbürgermeister, Beigeordnete, Magistratsbeamte und einige Stadtverordnete, die sich zu den zahlreichen, jährlich programmierten Veranstaltungen in den Hotels, Restaurants und Cafés der Stadt „Buer in Westfalen“ und auch in Schloss Berge trafen.
Während der Nazi-Herrschaft konnte der Verein den Zusammenhalt aufrecht erhalten, zumal Wandern, Tennis und Kegeln nicht gerade gegen die Regeln des ansonsten stark reglementierten Vereinslebens zählten. So berichten Zeitzeugen, dass durch die intensivierten persönlichen Kontakte und Freundschaften immer wieder Freiräume geschaffen wurden, die sich für die Mitglieder durchaus als Stütze bei der Lebensbewältigung jener Jahre erwiesen.
Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs 1945 und den folgenden Nachkriegsjahren erstarrte zunächst das Vereinsleben und kam nur langsam wieder in Schwung. Erst rund 20 Jahre später Mitte der 1960er Jahre, als das Wirtschaftswunder blühte und die Menschen wieder Vertrauen zu ihrem neuen Staat Bundesrepublik Deutschland gewonnen hatten und Wohlstand kein Fremdwort mehr war, kam die Wende für den Gesellschaftsverein. Einheimische buersche Bürger formierten sich neu in Vereinen und interessierten sich wieder stärker für Geselligkeit, das vielzitierte Schlagwort damals hieß Freizeitgesellschaft. Im Zuge dieser Neuorientierung suchten immer mehr Menschen ihre Freizeitgestaltung in Clubs und Vereinen, so auch im „Gesellschaftsverein Buer 1897“.